Riechen & Schmecken
Riechen, schmecken, in Aromen schwelgen: kaum jemand kennt Kalabrien – und das ist schade! Nirgendwo sonst kann man so gut schlemmen, Weine aus unbekannten Trauben geniessen und Natur hautnah erleben wie in diesem südlichstem Kontinentalzipfel Italiens.
Gott sei Dank wieder in der Heimat!» Drei Jahrzehnte hat Alfredo im Veneto verbracht und als Handwerker sein Geld verdient. Jetzt ist er endlich wieder zurückgekehrt nach Kalabrien.
Da, «wo Oliven im eigenen Garten wachsen und die Meeresgrotten zum entspannten Bade laden», machen es sich alle auf der überdachten Terrasse bequem und blinzeln in die Sonne. «Herrlich», seufzt Alfredo und schaut auf die Strände des nahe gelegenen Ionischen Meeres. Fruchtbare Wiesen, dicht bewaldete Hänge, Schafherden und Hirtenhunde geben ein idyllisches Bild. Es duftet nach Bergamotte und noch zu erkundenden Heilpflanzen.
Die ersten Mandelbäume beginnen schon zu blühen, und die Erde räkelt sich förmlich nach einem langen Winter in der Sonne.
Nachdem die Hühner, Karnickel, Ziegen und Schweine gefüttert und das Haus in Ordnung gebracht sind, beschliesst Alfredo, mir die Gegend zu zeigen. Wir laufen durch die sonnige Karstlandschaft. Wir suchen suchen Pfingstrosen, die hier zahlreich blühen und seit Jahrhunderten als Heilmittel gegen Gicht, Epilepsie, Kinder- und andere Krankheiten eingesetzt werden.
Alfredo drückt mir das samtige Blatt einer Schafgarbe in die Hand. Der erste Eindruck: «ein Farn, nichts Besonderes», sollte man denken; doch beim Zerreiben zwischen den Fingern verbreitet dieses eine Blatt einen betörenden Duft von Petersilie, Rosmarin und Bergamotte. Schon Achilles soll im trojanischen Krieg auf die blutstillende Wirkung des Krauts gesetzt haben – noch heute schwören viele Calabresi auf seine Heilkraft.